Neuer Verband für Selbstständige und Freiberufler

Ein neuer Verband „Verband der Gründer und Selbstständigen (VGSD)“ möchte sich zukünftig für die Belange von Selbstständigen und Existenzgründern in diesem Land einsetzen – und dringend notwendig ist dies. Der neue Verband sieht sich dann auch als Die Lobby für Gründer, Selbstständige, Freiberufler und kleine Unternehmen – woran es offensichtlich bisher in diesem Land ja mangelt, zumal man den Eindruck hat, dass genau diese Gruppe sich vor allem zum Bezahlen eignet.

Ein Kampf, denn der neue Verband sich widmet, ist der Einsatz gegen die von Frau von der Leyen sich ausgedachte Zwangs-Rentenversicherung für Selbstständige (in welcher Form und zu welchen Konditionen auch immer). Alle Infos zu den 2 Gesprächen, die der neue Verband bzw. die Initiative bisher mit der Ministerin geführt hat, sowie zur Unterschriftenaktion findet man auf der Seite des neuen Verbandes bzw. auf der Seite http://www.ak-rentenpflicht.de/ inklusive von Musterbriefen, mit denen man sich bezüglich der neuen Idee sich an seinen Bundestagsabgeordneten wenden kann.

Nicht-Selbstständige werden sich vermutlich jetzt denken: Na und, ist doch richtig, ich muss doch auch in die Rentenkasse einzahlen. Allerdings ist die Sache nicht ganz so einfach.

Zu bedenken ist, dass abhängig Versicherte zunächst nur um die 50% der jeweiligen Beiträge zahlen (Krankenkasse, Rente etc.), während Selbstständige dies zu 100% tun. Noch schlimmer ist aber, dass die Beiträge oft nicht mal einkommensabhängig sind, also ein fiktives Einkommen unterstellt wird, egal, was jemand tatsächlich verdient. Verdient also ein Selbstständiger 1200 Euro, so muss er unter Umständen dennoch 14,9% auf den Betrag von etwas über 1900 Euro für seine Krankenkasse bezahlen.

Die Folge: Glaubt man den diversen Meldungen, sind bereits jetzt mehr als über 600.000 Menschen bei ihrer Kasse in Rückstand, weil Sie diese Beträge nicht aufbringen können.

Erstaunlich auch, wenn man den Diskussionen der Initiative folgt, dass Frau von der Leyen sich dieser Situation bei Selbstständigen nicht einmal bewusst ist (oder nicht bewusst sein will) und erst Ihren Kollegen vom Gesundheitsministerium dazu befragen muss. Dies spricht natürlich nicht gerade für die Kompetenz der Ministerin. Umso erschreckender, dass Sie eventuell auch bei Ihrer Renten-Idee nun eine unter Umständen nicht-einkommensbezogene Bemessung plant.

Was bedeutet dies an Sozialbeiträgen und Abgaben für einen Selbstständigen, grob gerechnet:

  • 14,9% von 1900 für die Krankenkasse/Pflege: 336.-
    19,5 % von vielleicht auch 1900 für Rente: 361.-
  • dazu eventuell freiwillige Arbeitslosenversicherung (hier haben sich die Beträge auch auf wundersame Weise vervierfacht in den letzten Jahren) : weitere 80 Euro
  • unter Umständen GEZ: 17,50 Monat
    IHK-Beiträge : wenn man nicht viel verdient, ca 4.- / Monat (können auch mehr werden)

Die macht in der Summe an Gebühren und Sozialbeiträgen stolze 800 Euro und die muss man erst mal verdienen.

Selbst wer tatsächlich 1900 Euro verdient, muss ja nun noch andere Dinge bezahlen: Miete, Benzin, Kosten für seine Tätigkeit, Essen… usw.

Das heißt: Auch ein 1900 Euro Verdiener kommt hier an die Grenze. Und viele Selbstständige verdienen oft, oder zeitweise, auch mal nur 1200 oder 1400.

Jeder kann sich ausrechnen, was mit diesen vermutlich 1- 1.5 Millionen Selbstständigen dann passieren wird. Aufgabe der Selbstständigkeit, Hartz IV, Billigjobs. Manche kommen vielleicht auch irgendwo unter, viele nicht.

Da dieses Problembewusstsein bei der zuständigen Ministerin aber offensichtlich nicht vorhanden ist, bedeutet dies nicht nur ein Anstieg der Arbeitslosigkeit, sondern auch, dass viele Neueinsteiger von vornherein abgeschreckt werden. Denn wer möchte diese finanziellen Bürden und Risiken noch eingehen? Langfristig entsteht dann natürlich auch ein Schaden für die Volkswirtschaft, denn viele Selbstständige sind nun mal die Basis, die größeren Unternehmen zuliefert. Es bleibt nur zu hoffen, dass es genug Abgeordnete gibt, die diesem Konzept nicht folgen.

Natürlich gibt es Fälle, wo sich Selbstständigkeit einfach nicht lohnt, dennoch ist die Behandlung dieser Gruppe – auch im Vergleich zu anderen Berufsgruppen extrem unfair und man hat den Eindruck, dass es hier letztlich nur um das Aufbessern maroder Staatskassen geht (irgendwo braucht ja immer irgendeine Bank Geld), ohne sich Gedanken über das Schicksal vieler Menschen zu machen. Zumal höchst zweifelhaft ist, ob man für diese vielen Beiträge am Ende dann auch Leistungen zurückerhält. Bereits bei der Krankenkasse ist es ja mittlerweile so, dass trotz hoher Beiträge man dennoch viele Dinge selber zahlen muss – was natürlich für alle Berufsgruppen und Menschen dieses Landes gilt.

Einfach erschreckend, wie wenig Interesse und Wissen bei den handelnden Personen für die betroffenen Menschen vorhanden ist. Es werden einfach Dinge eingeführt, ohne sich Gedanken zu machen, welche Konsequenzen diese haben und auch ohne den Menschen eine Antwort zu geben, wie sie dies dann bezahlen sollen. Und die Alternative sind nicht Zuschüsse vom Sozialamt, denn gerade diesen Weg möchte der Selbstständige ja vermeiden durch seine Tätigkeit.

Wenn man etwas einführt, so muss dies natürlich auch zu fairen Konditionen erfolgen, die bezahlbar sind und sich nach dem Einkommen der jeweiligen Gruppe richten und wo am Ende auch klar ist, was der Zahlende davon hat.

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