Von Lochkarten zu KI: Die Geschichte der Datenbanksoftware

Daten und Dokumente SicherungEs war einmal, als Datenbanksoftware nicht von Milliarden Datensätzen träumte, sondern froh war, eine Handvoll Kundeninformationen zu verwalten. Der Weg von den ersten klobigen Programmen bis hin zu modernen Big-Data-Systemen ist gesäumt von Pionieren wie dBASE, FoxPro und anderen, die das Fundament legten. Tauchen wir ein in die Geschichte – mit einer Prise Humor, denn das Chaos der frühen Tage hat so manchen Programmierer zum Haare raufen gebrach

Der Büroangestellte in den 1959er Jahren – beginnt im Hintergrund mit einem leisen grummeln

Stellen Sie sich vor, Sie wären in den 1950er Jahren ein Büroangestellter, der eine Liste von Kunden pflegen muss. Ihr Werkzeug? Ein Aktenschrank, ein dicker Stift und ein hoffentlich wacher Geist. Datenbanken, wie wir sie heute kennen, waren noch Science-Fiction. Doch im Hintergrund arbeiteten kluge Köpfe daran, das Chaos der analogen Welt in die Ordnung der digitalen zu überführen.


Die Anfänge: Datenbanken auf Diät

Die ersten Datenbanksysteme der 1960er Jahre waren weniger Software, mehr Stahlmonster: Großrechner, die ganze Räume füllten und von tapferen Programmierern bedient wurden, die eher Mechaniker als Softwareentwickler waren. Damals entstand das hierarchische Datenmodell, das Daten streng baumartig organisierte. IBM brachte mit ihrem IMS (Information Management System) eines der ersten Systeme auf den Markt – so leistungsfähig wie ein Rechenschieber auf Steroiden, aber genauso stur. Wollte man eine Information ändern, musste man oft gleich den ganzen Baum umpflanzen.

Wer dachte, dass das nervig klingt, hatte Recht. Also suchte man nach Alternativen, und so entstanden in den 1970er Jahren Netzwerkdatenbanken wie IDMS. Diese waren flexibler, aber ihre Bedienung war etwa so intuitiv wie das Entschlüsseln ägyptischer Hieroglyphen.


Der große Durchbruch: Relationale Datenbanken

In den 1970er Jahren war ein Mathematiker namens Edgar F. Codd bei IBM der Meinung, dass diese Baum- und Netzwerksysteme, gelinde gesagt, Mist waren. Er hatte eine revolutionäre Idee: Warum nicht Daten in Tabellen organisieren, mit Spalten für Attribute und Zeilen für Einträge? Er schrieb 1970 ein berühmtes Paper, in dem er das relationale Datenmodell vorstellte. IBM reagierte damals, wie große Unternehmen auf große Ideen reagieren: mit höflichem Desinteresse.

Zum Glück sprang ein kleiner Player namens Oracle auf den Zug auf. 1979 brachten sie das erste kommerzielle relationale Datenbankmanagementsystem (RDBMS) auf den Markt. Oracle wurde schnell zu einem Giganten der Branche, und relationale Datenbanken wurden zum Goldstandard. Nun konnte man mit SQL (Structured Query Language) Daten abfragen, statt kryptische Befehle zu memorieren.

IBM erkannte bald, dass sie den Anschluss verlieren könnten, und veröffentlichte schließlich DB2, ihr eigenes relationales Datenbanksystem. Der Markt wurde heiß, mit Spielern wie Informix, Ingres und später Microsoft SQL Server, die um die Vorherrschaft kämpften.

Die 80er: Als Datenbanken das Laufen lernten

Während Großrechner und hierarchische Systeme in den 60er und 70er Jahren dominierten, öffneten die 80er die Tür für Personal Computer. Plötzlich war es möglich, Datenbanken auf einem Schreibtisch laufen zu lassen – eine Revolution, die kleiner begann, als man denkt.

dBASE, entwickelt von Ashton-Tate, war 1980 der Star der frühen PC-Datenbanken. Es war ein einfaches, aber leistungsstarkes Tool, das Entwicklern die Möglichkeit gab, Daten zu speichern, abzufragen und in Berichten auszugeben. Dabei setzte dBASE auf ein eigenes Datenbankformat (.dbf), das viele Nachahmer inspirierte und auch heute noch existiert und mitunter zum Einsatz kommt. Besonders beliebt war die integrierte Skript-Sprache, die Programmierer nutzen konnten, um benutzerdefinierte Anwendungen zu erstellen. Praktisch, aber: Wer je versucht hat, eine komplexe dBASE-Anwendung zu debuggen, wird wohl Albträume von endlosen Fehlermeldungen haben.

Fast zeitgleich tauchte Paradox von Borland auf, das besonders durch seine grafische Benutzeroberfläche auffiel. Paradox versuchte, eine Brücke zwischen den technisch anspruchsvollen und den weniger technikaffinen Nutzern zu schlagen.

Ein weiterer Kandidat war FoxBASE, ein direkter Konkurrent von dBASE. Es bot eine ähnliche Funktionalität, jedoch mit besserer Leistung – ein Argument, das bei Entwicklern und Unternehmen schnell Anklang fand. FoxBASE wurde später zu FoxPro, nachdem Microsoft das Produkt übernahm, und avancierte in den frühen 90ern zu einem der mächtigsten Tools für die Entwicklung datenbankbasierter Anwendungen.


Die 90er: Der Aufstieg der relationalen Schwergewichte

Während dBASE und FoxPro in den 80ern die Arbeitswelt eroberten, bahnten relationale Datenbanken ihren Weg in die Breite. Systeme wie Microsoft Access machten relationale Datenbanken für kleinere Unternehmen zugänglich, während größere Organisationen auf Oracle, IBM DB2 oder Sybase setzten.

Access, das 1992 erstmals erschien, war die Antwort von Microsoft auf die wachsende Nachfrage nach datenbankbasierten Anwendungen für Windows. Es kombinierte Benutzerfreundlichkeit mit der Fähigkeit, komplexe Datenmodelle zu erstellen, und wurde zum Liebling vieler kleiner Unternehmen. Dabei konkurrierte es direkt mit dBASE und FoxPro, die sich zwar gut hielten, aber zunehmend unter dem Gewicht der neuen Generation relationale Datenbanken litten.

FoxPro, das 1995 in Visual FoxPro umbenannt wurde, versuchte den Wandel mitzugehen. Es bot eine starke Integration in die Windows-Welt und wurde besonders in Nischen wie Finanzanwendungen und Managementsystemen eingesetzt. Doch die Übernahme durch Microsoft führte langfristig dazu, dass FoxPro von Access und SQL Server verdrängt wurde.

dBASE dagegen erlebte nach den 90ern einen schmerzhaften Absturz. Trotz zahlreicher Nachfolger und Updates – von dBASE IV bis dBASE PLUS – verlor das Produkt zunehmend an Relevanz. Der Markt verlangte nach robusteren, netzwerkfähigen Lösungen, die dBASE in seiner klassischen Form nicht liefern konnte.


Die Moderne: Was von den Pionieren blieb

Heute spielen Produkte wie dBASE oder FoxPro keine bedeutende Rolle mehr auf dem Markt, aber ihr Einfluss ist unverkennbar. Ihre Dateiformate (.dbf) leben in zahlreichen Anwendungen weiter und werden auch heute noch von vielen Systemen unterstützt.

Die Philosophie, die hinter diesen frühen Tools stand – leistungsfähige, aber dennoch zugängliche Datenbanklösungen zu schaffen – spiegelt sich in modernen Systemen wie SQLite, Firebase und sogar Microsoft Access wider. Was früher auf dBASE-Skripten beruhte, ist heute oft in JavaScript oder Python geschrieben, aber die grundlegende Idee bleibt dieselbe: Datenbanken sollen Werkzeuge sein, keine Hindernisse.


Fazit: Ehrenplatz in der Datenbank-Hall-of-Fame

dBASE, FoxPro und Co. mögen heute nicht mehr in aller Munde sein, doch sie verdienen ihren Platz in der Geschichte der Datenbanksoftware. Sie haben das Fundament gelegt, auf dem moderne Systeme stehen, und die Idee populär gemacht, dass auch kleine Unternehmen die Macht der Daten nutzen können. Ohne sie gäbe es keine Access-Datenbanken, keine Apps mit integrierten SQL-Lösungen und vielleicht auch keine komfortablen Datenbankabfragen mit nur wenigen Klicks.

Ihr Erbe lebt weiter – in den Köpfen von Entwicklern, in den Dateiformaten von Anwendungen und, nun ja, in den nostalgischen Erinnerungen all jener, die einst bei einem dBASE-Syntaxfehler verzweifelten.

Hier drei empfehlenswerte Bücher, die sich mit der Geschichte, Theorie und Praxis von Datenbanken sowie ihrer Rolle in der IT-Entwicklung beschäftigen:

1. „Database Systems: The Complete Book“ von Hector Garcia-Molina, Jeffrey D. Ullman und Jennifer Widom

Dieses Buch ist eine umfassende Einführung in die Welt der Datenbanksysteme, sowohl aus theoretischer als auch praktischer Sicht. Es behandelt relationale Datenbanken, NoSQL-Systeme und moderne Entwicklungen in der Datenbanktechnologie. Neben technischem Wissen gibt es auch Einblicke in die historische Entwicklung und die Konzepte hinter den Technologien. Verfügbar hier bei Thalia.

2. „The Innovators: How a Group of Hackers, Geniuses, and Geeks Created the Digital Revolution“ von Walter Isaacson

Dieses Buch deckt die Entstehung vieler Technologien ab, die wir heute als selbstverständlich betrachten, darunter auch Datenbanken. Walter Isaacson beleuchtet die Pioniere der Computer- und Softwareentwicklung und zeigt, wie ihre Arbeit die Grundlage für Datenbanktechnologien wie relationale Modelle und Big Data legte. Verfügbar hier bei Amazon.

3. „SQL and Relational Theory: How to Write Accurate SQL Code“ von C.J. Date

C.J. Date, ein führender Experte im Bereich relationale Datenbanken, erklärt in diesem Buch die Grundlagen der relationalen Theorie und zeigt, wie man diese Prinzipien anwendet, um bessere SQL-Abfragen zu schreiben. Es enthält nicht nur technisches Wissen, sondern auch geschichtliche Bezüge zur Entwicklung der relationalen Datenbanktheorie. Verfügbar ist das Buch hier bei Amazon.

Diese Bücher bieten eine gute Mischung aus Geschichte, Theorie und praktischen Anwendungen. Sie helfen, die Entwicklung der Datenbanksoftware zu verstehen und die aktuellen Trends einzuordnen.

Vielleicht auch interessant für Dich: Die Evolution der Office-Software: Von Schreibmaschinenflair zur Arbeit in den Wolken 

Werbung & Infos:

Aktuelles Bitdefender Angebot


Verwandte Themen: